Wogen und Wunder des Lebens

Foto eines Sonnenuntergangs am See, spielende Walillustration darüber und Text: Ein Sog, ein unaufhörliches, Funken stobendes Gefühlsglitzern und diese dichte, unbeschreiblich satte Zuversicht. Und dann kam die Absage.

Hinweis: Dies ist der Original-Blogpost. Für eine leichtere Lesbarkeit habe ich ihn in zwei Teile aufgeteilt und diese separat fortgeführt. Klicke hier für Teil 1. Hier gibt es trotzdem noch extra Impulse, daher lasse ich den Artikel stehen. 🙂

Freundschaft oder warum in den Wogend des Lebens Wunder tanzen

Plötzlich war sie – meine als Freundin personifizierte Gewissheit, dass das Leben trotz oder gar wegen seiner Wogen voller Wunder ist – weg, und kurz darauf kam eine Verlagsabsage zu einem Buchprojekt, von dem ich so überzeugt war, dass es seinen Platz in diesem Verlag finden würde.

Sie war für lange Zeit meine innigste Begleitung, der Mensch, der mich wirklich gesehen hat, der Mensch, der sich für jede meiner Facetten interessiert und begeistert hat. Neben vielen anderen Schätzen war sie der Mensch, der sich die Zeit genommen hat, meine Schreibprojekte mit mir zu polieren. Das erste Mal in meinem Leben war ich mit der Verwirklichung meiner Leidenschaft und Träume nicht mehr allein.

Wie viel Kraft in diesem Katalysator von wertschätzender, voll und ganz gewollter Verbindung steckte!

Sie war der Mensch, dessen Sein, Charakter und Intellekt auch mich zutiefst berührt, begeistert und inspiriert hat.

Autoren und Depressionen

Und mein Autorenherz? Das Buch? Es war kein Herzensprojekt, aber es wieder aufzugreifen hat mein Herz verflüssigt und durch mein ganzes Sein geflutet.

Ich hatte die Erstversion mit neunzehn geschrieben. Ein paar Jahre später habe ich es, wie die meisten meiner Bücher, während der Peakjahre meiner (zum Glück der Vergangenheit angehörenden) zerstörerischen Depressions- und Suchtgeschichte abgelegt, um ihm zu einem späteren Zeitpunkt den Feinschliff zu geben und eine veröffentlichte Autorin zu werden.

Nämlich dann, wenn ich die Kraft dazu hätte. Dann, wenn die bedrohlichen Wogen meines Lebens geglättet wären.

Wogen bedeuten Bewegung

Die Wogen meines Lebens sind noch immer in Bewegung. So wird es immer sein, und das ist gut, denn Bewegung ist eben das: Bewegung. Kontrast ist wichtig.

Es sind keine turmhohen Wellen mehr, nicht einmal mehr ein paar Meter ragen sie auf.

Die Tsunamis, die meine Welt in der Vergangenheit geflutet haben, haben mein inneres Reich mit diesen Fluten genährt.

Unzählige Keime sprießen nun dort.

Die Wellen, die es jetzt manchmal noch an meinen Strand treibt, sind eigentlich sogar schön anzuschauen. Das Aufbäumen dieser Herausforderungen und Enttäuschungen durchbricht alte, begrenzende Mauern, durchspült abgestandenes Wasser und bespritzt die Freuden des Lebens mit ihrer Gischt und lässt sie umso leuchtender funkeln.

Geschenke im Schmerz

Wie kann ich über Geschenke im Schmerz schreiben?

Ja, der Verlust eines so wichtigen Menschen und kurz darauf die Verlagsabsage hätten früher mein Herz zum Bluten gebracht - vielleicht wochenlang. Und jetzt? Nicht mehr.

Stattdessen ist die Magie der Momente geblieben, in denen ich mit jener Freundin ein neues Lebensgefühl voller Wunder entdeckt habe, in denen ich mich bereits als veröffentlichte Autorin gefühlt habe und die mir niemand mehr nehmen kann. Und natürlich gehe ich weiter, ich werde meine Traumpfade nicht verlassen, sondern die Wege erkunden, die sie mir offenbaren.

Schon allein deshalb, weil ich sie gespürt habe!

Als der Verlagsaufruf zur Manuskripteinsendung kam, entstand in mir sekundenschnell ein goldenes, alles durchdringendes Licht: Da ist es, das ist der Moment! Meine Seele hat pulsiert, mein Körper prickelte - so stelle ich es mir vor, wenn man einem Seelenziel des Lebens plötzlich ganz nah ist.

Ein Sog, ein unaufhörliches, Funken stobendes Gefühlsglitzern und diese dichte, unbeschreiblich satte Zuversicht.

Und dann kam die Absage.

Und nochmal, denn diese Botschaft ist so wichtig: Es ist spannend, dass sich nichts davon mehr ansatzweise so schmerzerfüllend oder erschütternd anfühlt, wie ich früher vieles erlebt habe.

Nun, früher gab es definitiv auch härtere Schläge - reale existenzielle Bedrohungen - und dennoch lebe ich und dennoch bin ich - größtenteils - glücklich.

Einiges erscheint im Nachhinein betrachtet auch weniger dramatisch, als ich es in den Momenten empfunden habe.

 

Leichtigkeit erlauben

Das jetzt zu wissen und das Fehlen der einstigen Schwere erlauben eine Form der Leichtigkeit.

Sie ist mir schon ein paar Mal begegnet, aber erst jetzt lerne ich sie immer intensiver kennen.

Manchmal bin ich noch irritiert, mindert die Akzeptanz einer Entwicklung nach einer Enttäuschung oder Verletzung nicht den Wert dessen, was man beispielsweise verloren oder nicht bekommen hat? Ist das Resignation oder Resilienz?

Ich setze auf Letzteres. Die Leichtigkeit fühlt sich gut an... Also heiße ich dieses geweitete Toleranzfenster für die Wellen des Lebens oder diesen neuen Blick auf den Schatz hinter dem Verlust willkommen.

Und neben dieser neuen (vom Leben antrainierten) Flexibilität erkenne ich mein Leben auch ein Stück weit klarer:

Erst durch den Wegfall jener Freundin konnte ich begreifen, wie bequem und - ohne Wertung - begrenzt unsere gemeinsam erschaffene Welt war. Wir haben zusammen so viele Farben gezaubert, unsere Gedanken und Gespräche haben Universen erkundet und entstehen lassen, und doch geschah all das in einer Box.

Seitdem ich aus ihr herausgefallen bin, ist es, als gäbe es plötzlich keine Wände mehr.

Komfortzonen verlassen


Diese Wände waren meine Komfortzone, an denen ich mich angelehnt hatte. Und jetzt habe ich sie nicht freiwillig verlassen, sondern wurde rausgeschmissen?

Erst war ich verunsichert und orientierungslos, und dann habe ich ganz schnell begriffen, dass mir eine neue Chance geschenkt wurde. Die Möglichkeit, mich und die Welt neu zu entdecken.

Ich gebe mich dieser neuen Welt hin.

Die Leichtigkeit ist weit und befreiend, ihre Partikel sind so fein, dass sie jede Form bilden können, und zwischen ihnen ist ein leerer Raum, in dem ich einfach sein kann.

Die Ruhe begleitet mich wie ein weites Feld in meinem Inneren, und ich habe Lust bekommen, darin umherzuwandern.

Mehr Gedanken zu diesen Thema findest du auch HIER.

Wie geht's es dir mit solchen Veränderungen? schreibe Hinterlasse gerne ein Kommentar auf YouTube oder Instagram, den Blogpost dazu findest diesmal auf meinem Künstleraccount.

 

Zurück zur Blogübersicht