In dem zweiteiligen Blogartikel zum Thema Freundschaftsabbrüche und einem heilsamen Umgang damit findest du meine persönliche Erfahrung* (dieser hier: Teil 1) und 5 Impulse (folgt: Teil 2), die dir helfen sollen, den Schmerz eines Freundschaftsabbruchs zu heilen und neue, vertrauensvolle Beziehungen anzuziehen. Mögen dir die Inspiration neue Perspektiven eröffnen, dein Leben mit Freude füllen und zu wohltuenden Verbindungen führen. Dieser Artikel geht aus dem Ursprungspost: Wogen und Wunder des Lebens hervor.
*Warum ein Erfahrungsbericht? Weil du nicht allein bist!
Wenn Freundschaften zu Ende gehen: Eine persönliche Erfahrung
Der Verlust einer Freundin oder eines Freundes ist der Bruch einer vertrauensvollen Gewissheit. Es ist der Moment, in dem wir erkennen, dass 'sichere' Beziehungen nicht immer von Dauer sind.
Solche Freundschaftsabbrüche sind mir über die Jahre immer wieder begegnet. Manche waren erleichternd, anderen begegnete ich gleichgültig, aber die meisten hinterließen vor allem eins: Schmerz. Als ich dieses Jahr eine besondere Freundin aus meinem Leben loslassen musste, taumelte ich durch ein Gefühl des Unglaubens. Wieso sie?
Sie war für einige Zeit meine innigste Begleitung, der Mensch, der mich wirklich gesehen hat, der Mensch, der sich für jede meiner Facetten interessiert und begeistert hat. So wie sie mich begeisterte. Unsere Gespräche drehten sich stundenlang um Themen, die uns gleichermaßen nährten wie inspirierten. Wir verloren uns in kreativen Schaffensideen und setzten sie, gegenseitig bestärkt, in die Tat um. Wir schenkten uns den Mut, unsere Komfortzonen zu verlassen, und begleiteten uns durch Prozesse, die über diesen Mut hinausgingen. Mit ihr fühlte ich mich bei der Verwirklichung meiner Träume nicht mehr allein. Sie war für mich der Beweis: Beziehungen können erfüllt und sicher sein.
Doch das Leben ist Bewegung, und eine Welle, die ich im Nachhinein betrachtet sogar erahnt hatte, flutete unsere Klippen. Das Wasser erschütterte Felsen und Erde und nahm meine Freundin mit sich. Sie wollte es so.
Die Kunst der Perspektivenflexibilität: Emotionen spüren, ohne darin zu versinken
Früher hätte mich der Verlust einer so wichtigen Person schier zerrissen, haltlos zu Boden gepresst. Diesmal hat mich die Welle zwar durchgespült, aber ich merkte, dass ich nicht atemlos zurückblieb, sondern bereit war, mich neu zu sortieren.
Da waren definitiv Trauer und Wut. Zurecht, mir war mein stärkster Halt der vergangenen Monate genommen worden! Ein wundervoller Teil meines Lebens. Nur hatten wir zusammen geübt, unseren Geist beweglich zu halten und Situationen aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Starr zerbrechen wir unter zu hohem Druck, flexibel ändern wir einfach die Form. Und war es nicht bisher so, dass etwas, das zunächst frustrierend anders war, als wir es uns ausmalten, schlussendlich zu einem Geschenk wurde?
Gemeinsam hatten wir gelernt, in Dramen einen Schritt zurückzutreten: den Schmerz da sein zu lassen, uns aber nicht mit dem Geschehen und Gefühl zu identifizieren. Wenn wir die Gefühle spüren, ohne Geschichten um sie zu spinnen, verlieren sie an Schwere. Sie verlieren ihre erschreckende Dehnung über den Zeitpunkt hinaus. Zurück bleiben Wahrnehmungen, Empfindungen und nur der Moment. Und Momente gehen vorbei.
Die Befreiung von Schmerz und die Entdeckung der Leichtigkeit
Als sie fort war, wurde mir klar, wie bequem, aber auch begrenzt unsere gemeinsam erschaffene Welt gewesen war. Wir haben mit unseren Gedanken Universen erkundet und eine facettenreiche Insel entstehen lassen, und doch war es eine Insel - eine heimliche Komfortzone inmitten des Meeres des Lebens, das es zu durchqueren gilt. Ohne sie war diese Insel einsam, und ich orientierungslos. Ich hatte Angst, wieder geflutet zu werden. Ich war enttäuscht über die Liebe, die sie mir gerade noch entgegengebracht hatte, um dann zu verschwinden. Ich war fassungslos. Erschöpft.
Das Meer und der Wind würden mit der Zeit mehr Fels, Sand und Erde abtragen und mich ohne Boden zurücklassen. Das wollte ich nicht. Das hatte ich schon einmal erlebt, und diese Bodenlosigkeit würde ich nicht mehr zulassen. "Wenn wir uns dem Wasser des Lebens hingeben, ordnet sich alles im Fluss neu", hallte es in meinem Kopf.
Statt in Melancholie zu verweilen, brach ich also auf, gab mich dem Wasser hin, auf in eine Reise ins Unbekannte. Weg vom Schmerz oder viel mehr hin zur Möglichkeit neuer Freude.
Wie zur Antwort floss eine befreiende Leichtigkeit durch mich. Sie trug mich über die Wellen der See hinweg. Manchmal löste das Auf und Ab trotzdem Übelkeit in mir aus - die Angst, doch zu ertrinken. Aber dann spürte ich wieder in mich hinein, suchte nach der Leichtigkeit, und da war sie. Jedes Mal: Ihre Partikel so fein, dass sie jede Form annehmen können, und zwischen ihnen ein leerer Raum, in dem ich einfach existierte.
Ruhe und die Lust, in ihr zu schwimmen.
Es ist faszinierend zu sehen, wie sich die Intensität von schmerzlichen Ereignissen mit der Zeit wandeln kann: Was einst kaum erträglich war, verliert an Bedeutung oder wird sogar zum Geschenk.
Von der Freundschaft zur Selbstentfaltung: Eine Reise der kreativen Möglichkeiten
Auf dieser Reise, in der ich mehr und mehr Raum zwischen den Verlust und mich brachte, sehe ich die verlassenen Überreste der Insel manchmal am Horizont. Ich sehe Fähigkeiten und Erkenntnisse, wie Türme, die aus unserer Freundschaft gewachsen sind und noch immer stehen - die Magie der Möglichkeiten, die wir gemeinsam entdeckt und kreiert haben.
So waren meine beruflichen Träume immer der Leitstern auf meinem Seelenweg. Ich habe auf diesem Weg mit vielen Hürden gekämpft, bin gefallen und wieder aufgestanden. Jene Freundin nahm mir so viele der Anstrengungen ab, weil sie an das, was ich tat, glaubte und mich genau dafür wertschätzte. Nun, da ihre ermutigende Stimme wieder fehlte, musste ich lernen, selbst diese Quelle der Kraft für mich zu sein. Und das wurde ich. Schließlich habe ich mich durch jene Freundschaft auf den Weg zur Trauma-Therapeutin begeben, mein Künstlerherz und meine Autorenseele wieder ernst genommen und in die Umsetzung gebracht - dafür bin ich ihr unendlich dankbar.
Vom Ausgeliefertsein zur Resilienz: Die transformative Kraft herausfordernder Erfahrungen
Lass uns noch einmal ein paar Schritte zurückgehen: In den Monaten davor, nach Corona, vielen Umzügen und viel Veränderung, saß ich oft am Ufer meines Lieblingssees und fühlte mich so allein. Eine ganze Reihe meiner Freundschaften waren zerbrochen, weit weg oder auf irgendeine andere Weise nicht greifbar. Ich bete wieder und wieder, dass dieses Gefühl der Einsamkeit aufhört oder übte darauf zu vertrauen, dass sich mein Leben gerade neu sortiert. Ich lernte, mich nicht vom Schmerz ertränken zu lassen, ohne ihn fortzustoßen, ohne ständig aktiv etwas anders zu tun, damit sich die Situation verändert und ich es nicht mehr spüren muss. Versteh mich nicht falsch, ich halte es für wichtig nach Möglichkeiten Ausschau zu halten, um eine belastende Situation zu verändern und diese aktiv anzugehen. Aber das hier war ein Kreislauf und im Grunde wusste ich, ich sollte etwas aus diesen Zyklen lernen.
Und dann kam jener Tag, als eben auch sie ging - die Beziehung, die mich immer wieder aus der Einsamkeit herausgeholt hatte. Ihr Verlust hat mich nicht zerstört, es hat mich nicht noch tiefer in die Einsamkeit gestoßen. Im Gegenteil, ich denke, das war der Zeitpunkt, in dem alles, was ich und wir vorher geübt hatten, plötzlich wirklich in mir ankam. Ich wusste, dass Entwicklungen nach Enttäuschungen und Verletzungen ein Teil des Lebens sind, aber jetzt spürte ich es auch - von jener Leichtigkeit getragen.
Wie erkläre ich mir diese Entwicklung? Die Wogen der stürmischen Zeiten in meinem Leben haben mein Toleranzfenster geweitet. Es ist, als hätten die Tsunamis der Vergangenheit mein inneres Reich mit ihren Fluten genährt und unzählige Keime des Wachstums gesät. Mein Körper, Unterbewusstsein und Bewusstsein haben sich das gemerkt. Jede Flut bringt auch Wachstum. Jetzt fühle ich mich den Wogen nicht mehr ausgeliefert.
Nach dem Verlust ein Fazit: Neue Verbindungen und wertvolle Begegnungen
Jetzt, Monate nach dem Freundschaftsaus, geht es mir so (und noch einmal: Alles, was ich erlebe, ist eine Möglichkeit für dein Erleben):
Die Wellen, die nun an meinen Strand spülen, sind erfrischend und schön anzuschauen. Und wenn sie doch Gewitter mit sich bringen, dann weiß ich: Das Aufbäumen von Herausforderungen und Enttäuschungen durchbricht alte, begrenzende Mauern, durchspült abgestandenes Wasser und bespritzt die Freuden des Lebens mit seiner Gischt und lässt sie umso leuchtender funkeln.
Unser innerer Seeleninsel ist unzerstörbar. Sie kann geflutet werden, der Sand ihrer Ufer abgetragen, aber niemals so, dass sie sich nicht mehr erholt. Und wir können immer auf ihren Halt zurückgreifen, wenn wir vom Schwimmen im Meer erschöpft sind (mehr dazu in Teil 2 des Posts).
Übrigens ist nach dem Verlust und meinem Fließen mit dem Meer, nach weiterer Stille und Leere, ganz viel Verbindung in mein Leben getreten. Zu meiner Umwelt, zu mir, aber auch zu wundervollen neuen und einigen altbekannten Menschen. Wir haben uns auf einer neuen Ebene wiedergetroffen und teilen jetzt Werte und Erfahrungen, die wir womöglich miteinander niemals so kreiert hätten. Ich fühle mich verbunden. Zutiefst. Und du wirst dieses Gefühl auch wieder erleben. Um dir den Weg dahin zu verkürzen, habe ich dir im nächsten Post 5 Impulse zusammengefasst, die wirklich helfen, über den Schmerz hinweg (wieder) in das Gefühl von Verbundenheit zu finden.
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