Little by little: Aus der emotionalen Erschöpfung in die Kraft – Teil 2

Foto trockener, sandiger Erde als Symbol für ein Burnout, dazu der Text:

Little by little: Aus der emotionalen Erschöpfung hinein deine Lebensträume - ein Erfahrungsbericht*

Das Gras ist verdorrt. Die Erde wie Asche. So stark meine Zuversicht für meine beruflichen Perspektiven und meine Lebensträume war, so schnell ist sie verbrannt.

Überhaupt frage ich mich, was von meinen Träumen übrig ist. Von mir.

Vor ein paar Wochen saß ich völlig ausgebrannt an einem Flussufer, habe meine Füße in feuchte Erde gebohrt und meine Augen in sattem Grün gebadet.

Die Natur ist durch meine Sohlen in meinen Körper gestiegen, hat mich abgeholt, getragen, aufgerichtet.

Ich habe mich frisch aufgeladen selbst mit Quantenenergie unterstützt, einen Marketingkurs für Solo-Selbstständige gebucht und durchgearbeitet, jeden Tag an meiner Website gebastelt, Blogposts geschrieben, um mehr Reichweite zu generieren (und weil ich es liebe zu schreiben), eines meiner Buchprojekte weiter überarbeitet und die Linien und Farbkleckse, die seit Monaten wie vergessen auf ihrer Leinwand verstauben, endlich miteinander verbunden.

Dazu die Ausbildung zur Trauma-Therapeutin, die wesentlich mehr Raum und Energie braucht als ich es dachte.

*Warum ein Erfahrungsbericht?  Weil du nicht allein bist!

Little by little und doch ziemlich viel auf einmal. Und das immer wieder.

 

Selbstannahme und Erkenntnisse die heilen

"Entscheide dich halt für eine Sache" – Manchmal geht das, aber dauerhaft nur ein Thema zu verfolgen, brennt Löcher in mein Herz.

Ich kann Spiralen fahren, den Fokus switchen, aber all diese Dinge sind wichtig für mich und brauchen ihre Zuwendung und ihren Platz.

Das anzuerkennen ist Selbstachtung und ist/war ein wichtiger Teil meiner Heilung.

Überhaupt lerne ich immer mehr über die Veränderungen, die chronische Traumatisierungen im Körper hinterlassen. Ich bin froh, immer mehr Quellen zu finden, die erklären, dass eine lange Nachhallzeit des Erlebten normal ist.

Dass es normal ist, auch wenn jetzt „alles gut“ ist besonders erschöpft zu sein, dass es normal ist, auch Jahre später und wenn man sich stabil fühlt von plötzlichen Angstzuständen überrollt zu werden. Das der Gedanke: wo ich jetzt sein könnte, wäre ich nicht so viele Jahre schwer krank gewesen, auftauchen darf, obwohl das nach vorne schauen wichtig bleibt.

All das weiß ich. All das lerne ich trotzdem erst.

Ich sorge für mich. Überforderung – wie zum Beispiel mit Bemühungen, die „verlorene Zeit“ schnellst möglich aufzuholen, ist dem Heilbleiben natürlich wenig zuträglich.

Ich hätte besser aufpassen müssen und das werde ich in Zukunft. Gleichzeitig handele ich grundsätzlich im Sinne meines Lebensglückes und immerhin reagiere ich jetzt schnell, wenn eine Flutwelle kommt.

Denn sie werden weiterhin kommen, manchmal zu viele auf einmal (und trotzdem ist da nicht mehr ansatzweise der Schmerz oder das Drama meines vergangen Lebens und trotzdem ist da Heilung!)

 

Selbstzweifel, die Lebensfreude schlucken

Das Leben holperte, ein bisschen Hormonchaos, ein paar schlaflose Nächte da, ein paar Enttäuschungen hier, und weil ich längst nicht in meiner vollen Kraft war, strauchelte ich in diesen Löchern und fiel schließlich in eines hinein. Schwupps, die Erschöpfung war zurück und mit ihr eine satte Portion Selbstzweifel.

Nix ging mehr. Dann also eine Pause möglich machen, obwohl Nichts zutun bei all meinen Plänen und der drängenden Zeit unmöglich schien. Ich hab's einfach gemacht.

Jetzt sitze ich wieder an einem Ufer. Ein anderer Ort. Ein anderes Land. Über mir schlummern hohe Pappeln, doch statt satten Klee und Lupinen, wie sie mich das letzte Mal umgaben, gibt es hier vor allem Staub.

Der Fluss fließt sanft, sein Wasser ist heute grau, die Luft diesig. Gut, der Staub ist in Wirklichkeit Sand. Sand, von dem ich, als die Erschöpfung mich das letzte Mal so niedergedrungen hat, geträumt habe.

Draußen sein, am Wasser, Sand auf der Haut, das sind lauter Lichter in meinem Meer der Lebensfreude. Trotzdem nagt seit gestern wieder das an mir, was ich vor ein paar Tagen zuhause zurückgelassen hatte: meine verlorene Zuversicht.

Mir gehen die Ideen aus. An dieser Stelle stand ich schon oft. Dann habe ich doch ein Rädchen gefunden, es gedreht und meinen Lebensweg geölt. So wie mit dem Marketingkurs für meine Selbstständigkeit. Oder dem professionellen Lektorat für mein Autorinnenweg.

Oder der Ausbildung zur integralen und systemischen Trauma-Therapeutin, durch die ich meiner energetischen Arbeit psychologisch stützen will.

Oder noch viel früher: die Tätowier-Ausbildung.

Ich tätowiere nicht. Sollte ja nur eine Brücke sein, um dahin zu kommen, wo ich hinkommen will. Aber loslassen tut es mich auch nicht, das Tätowieren. Ich hab’s nicht geschafft Tätowiererin zu werden (dazu mehr in einem anderen Beitrag). Bis jetzt.

Ich bin glücklich und gleichzeitig voll von dem Gefühl versagt zu haben. Ständig zu versagen.

 

Kleine Bewegungen um die Erschöpfung zu überwinden

Mein Kopf weiß, dass das nicht stimmt. Ich habe verdammt viel geschafft. Und in Teilen lebe ich meine Träume bereits.

Für 15 Jahre schwere Suchtkrankheit (heute überwunden ^^) und einer Depression (kaum mehr existent), die noch viel weiter in die Kindheit wurzelt, dafür stehe ich heute wirklich gut da. Wie gesagt: danke für das, was ich eigentlich immer wusste und jetzt über Trauma lerne/bestätigt bekomme.

Daneben bleibt die Erschöpfung und der Blick auf den Weg, der vor mir liegt, dämpfen das Positive manchmal.

Die Pause am Ufer des Flusses war wichtig, aber dieses gedimmte Licht auf mein Leben, droht mit einem Leben, dass ich nicht leben will.

Ich will, dass es weitergeht. Zurück zu meinem Sinn, meinem Frieden, meiner Freude. Nur wie?

Ich weiß es nicht, aber ich weiß, was mir guttut. Dinge verändern. Und wenn es nur meine Körperposition ist.

Ich dehne mich also. Pseudoyoga. So stocksteif mich das fehlende Dehntraining gemacht hat (ich hab's schleifen lassen), so überrascht bin ich, denn sofort erleichtern und befreien mich die Zugbewegungen.

Dann setzte ich mich in einen Schneidersitz. Noch eine Überraschung, weil mit das durch dir leichte Schräge des Ufers trotz meiner verqueren Hüftstellung so leicht fällt.

*Jeden Tag die Verbundenheit zur geistigen Welt stärken und Lebensfreude für mich visualisieren*, dass ich das tun soll, geisterte mir schon lange durch den Kopf. Ich machte es, hörte wieder damit auf, fing wieder damit an.

Heute mache ich damit weiter, fühle meinen Körper augenblicklich - spüre sehr viel mehr Stärke in mir als ich es dachte.

Das fühlt sich gut an, so gut wie die Energie, die überall ist und für mich greifbar wird, sobald ich mich darauf konzentriere.

Die Energie sammelt sich in meinen Händen, strömt in mich hinein, durch mich und auch zu den anderen Menschen und Lebewesen, die ich in diesem Trance-Healing miteinbeziehe.

Tätowierte Frauenbeine mit Sand und Matsch verschmiert und den Füßen im Flusswasser als Symbol für Erdung, Getragen-sein und Kraftsammeln. Dazu die Worte: little by little: wenn du das liest, gib deine Träume nicht auf!
Sonnenuntergang an der Rhône in Frankreich mit Schilf im Vordergrund als Symbol für Zuversicht mit dem Text: little by little - manche Wege dauern laenger
Sand mit Tier- und Menschenspuren als Symbol für Lebendigkeit und Bewegung und Halt mit dem text: little by little -

 

Perspektive, Zuversicht und Lebensträume

45 Minuten später finde ich zwischen den ausgewaschenen Tönen des Ufers eine milde Ruhe.

Meine Perspektive schwappt in mich zurück. Zaghaft, dann in immer größeren Wellen. Ich stehe auf und steige vom verdorrten Grasplateau in den Sand hinab und ins Wasser.

Wolken des Sandes wirbeln um meine Füße. Wie die Wellen meiner Zuversicht haben sie keine klare Form und sind doch wunderschön anzuschauen.

Ich taste nach einer Form in meinem Kopf, die klar ist. und stelle fest, dass ich noch immer will, was ich immer wollte:

Schriftstellerin und Künstlerin sein: Die Freiheit zu schreiben, zu malen, möglichst oft unter freiem Himmel und am Wasser zu sein.

Ich will noch immer, meinen Teil zu einer besseren Welt beitragen: Menschen energetisch, psychologisch und mit meiner Schriftstellerei und Kunst dabei unterstützen zu blühen, ihren Weg zu gehen, ihren Wert in ihrer Einzigartigkeit (die wir oft als bedrohliche Andersartigkeit erleben) zu erkennen.

Ich will der Wind in den Segeln ihrer Träume sein, wenn sie im Leben feststecken und gerade keinen eigenen Wind erzeugen können.

Und da bin ich wieder, inmitten der Peripherie meiner Träume. Spüre, atme und lebe sie, immer wieder ein Stückchen mehr.

Der Fluss umspielt mich, Fische blitzen an mir vorbei, der warme Wind riecht bereits nach Herbst. Das Leben ist schön.

Tage später, spüre ich diesen Moment weiter in mir. Habe wieder die Kraft weiter meinem Seelenglück zu folgen: little by little.

Und du?

 

Bildquelle Titelbild: Collage erstellt mit Canva/Foto Brad Helmink via Unsplash

Galerie-Fotos: Collage mit Canva/Fotos privat

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