Little by little: Aus der emotionalen Erschöpfung in die Kraft – Teil 2

Foto trockener, sandiger Erde als Symbol für ein Burnout, dazu der Text:

Little by little: Aus der emotionalen Erschöpfung hinein deine Lebensträume - ein Erfahrungsbericht*

Das Gras ist verdorrt. Die Erde wie Asche. So stark meine Zuversicht für meine beruflichen Perspektiven und meine Lebensträume war, so schnell ist sie verbrannt.

Überhaupt frage ich mich, was von meinen Träumen übrig ist. Von mir.

Vor ein paar Wochen saß ich völlig ausgebrannt an einem Flussufer, habe meine Füße in feuchte Erde gebohrt und meine Augen in sattem Grün gebadet.

Die Natur ist durch meine Sohlen in meinen Körper gestiegen, hat mich abgeholt, getragen, aufgerichtet.

Ich habe mich frisch aufgeladen selbst mit Quantenenergie unterstützt, einen Marketingkurs für Solo-Selbstständige gebucht und durchgearbeitet, jeden Tag an meiner Website gebastelt, Blogposts geschrieben, um mehr Reichweite zu generieren (und weil ich es liebe zu schreiben), eines meiner Buchprojekte weiter überarbeitet und die Linien und Farbkleckse, die seit Monaten wie vergessen auf ihrer Leinwand verstauben, endlich miteinander verbunden.

Dazu die Ausbildung zur Trauma-Therapeutin, die wesentlich mehr Raum und Energie braucht als ich es dachte.

*Warum ein Erfahrungsbericht?  Weil du nicht allein bist!

Little by little und doch ziemlich viel auf einmal. Und das immer wieder.

 

Selbstannahme und Erkenntnisse die heilen

"Entscheide dich halt für eine Sache" – Manchmal geht das, aber dauerhaft nur ein Thema zu verfolgen, brennt Löcher in mein Herz.

Ich kann Spiralen fahren, den Fokus switchen, aber all diese Dinge sind wichtig für mich und brauchen ihre Zuwendung und ihren Platz.

Das anzuerkennen ist Selbstachtung und ist/war ein wichtiger Teil meiner Heilung.

Überhaupt lerne ich immer mehr über die Veränderungen, die chronische Traumatisierungen im Körper hinterlassen. Ich bin froh, immer mehr Quellen zu finden, die erklären, dass eine lange Nachhallzeit des Erlebten normal ist.

Dass es normal ist, auch wenn jetzt „alles gut“ ist besonders erschöpft zu sein, dass es normal ist, auch Jahre später und wenn man sich stabil fühlt von plötzlichen Angstzuständen überrollt zu werden. Das der Gedanke: wo ich jetzt sein könnte, wäre ich nicht so viele Jahre schwer krank gewesen, auftauchen darf, obwohl das nach vorne schauen wichtig bleibt.

All das weiß ich. All das lerne ich trotzdem erst.

Ich sorge für mich. Überforderung – wie zum Beispiel mit Bemühungen, die „verlorene Zeit“ schnellst möglich aufzuholen, ist dem Heilbleiben natürlich wenig zuträglich.

Ich hätte besser aufpassen müssen und das werde ich in Zukunft. Gleichzeitig handele ich grundsätzlich im Sinne meines Lebensglückes und immerhin reagiere ich jetzt schnell, wenn eine Flutwelle kommt.

Denn sie werden weiterhin kommen, manchmal zu viele auf einmal (und trotzdem ist da nicht mehr ansatzweise der Schmerz oder das Drama meines vergangen Lebens und trotzdem ist da Heilung!)

 

Selbstzweifel, die Lebensfreude schlucken

Das Leben holperte, ein bisschen Hormonchaos, ein paar schlaflose Nächte da, ein paar Enttäuschungen hier, und weil ich längst nicht in meiner vollen Kraft war, strauchelte ich in diesen Löchern und fiel schließlich in eines hinein. Schwupps, die Erschöpfung war zurück und mit ihr eine satte Portion Selbstzweifel.

Nix ging mehr. Dann also eine Pause möglich machen, obwohl Nichts zutun bei all meinen Plänen und der drängenden Zeit unmöglich schien. Ich hab's einfach gemacht.

Jetzt sitze ich wieder an einem Ufer. Ein anderer Ort. Ein anderes Land. Über mir schlummern hohe Pappeln, doch statt satten Klee und Lupinen, wie sie mich das letzte Mal umgaben, gibt es hier vor allem Staub.

Der Fluss fließt sanft, sein Wasser ist heute grau, die Luft diesig. Gut, der Staub ist in Wirklichkeit Sand. Sand, von dem ich, als die Erschöpfung mich das letzte Mal so niedergedrungen hat, geträumt habe.

Draußen sein, am Wasser, Sand auf der Haut, das sind lauter Lichter in meinem Meer der Lebensfreude. Trotzdem nagt seit gestern wieder das an mir, was ich vor ein paar Tagen zuhause zurückgelassen hatte: meine verlorene Zuversicht.

Mir gehen die Ideen aus. An dieser Stelle stand ich schon oft. Dann habe ich doch ein Rädchen gefunden, es gedreht und meinen Lebensweg geölt. So wie mit dem Marketingkurs für meine Selbstständigkeit. Oder dem professionellen Lektorat für mein Autorinnenweg.

Oder der Ausbildung zur integralen und systemischen Trauma-Therapeutin, durch die ich meiner energetischen Arbeit psychologisch stützen will.

Oder noch viel früher: die Tätowier-Ausbildung.

Ich tätowiere nicht. Sollte ja nur eine Brücke sein, um dahin zu kommen, wo ich hinkommen will. Aber loslassen tut es mich auch nicht, das Tätowieren. Ich hab’s nicht geschafft Tätowiererin zu werden (dazu mehr in einem anderen Beitrag). Bis jetzt.

Ich bin glücklich und gleichzeitig voll von dem Gefühl versagt zu haben. Ständig zu versagen.

 

Kleine Bewegungen um die Erschöpfung zu überwinden

Mein Kopf weiß, dass das nicht stimmt. Ich habe verdammt viel geschafft. Und in Teilen lebe ich meine Träume bereits.

Für 15 Jahre schwere Suchtkrankheit (heute überwunden ^^) und einer Depression (kaum mehr existent), die noch viel weiter in die Kindheit wurzelt, dafür stehe ich heute wirklich gut da. Wie gesagt: danke für das, was ich eigentlich immer wusste und jetzt über Trauma lerne/bestätigt bekomme.

Daneben bleibt die Erschöpfung und der Blick auf den Weg, der vor mir liegt, dämpfen das Positive manchmal.

Die Pause am Ufer des Flusses war wichtig, aber dieses gedimmte Licht auf mein Leben, droht mit einem Leben, dass ich nicht leben will.

Ich will, dass es weitergeht. Zurück zu meinem Sinn, meinem Frieden, meiner Freude. Nur wie?

Ich weiß es nicht, aber ich weiß, was mir guttut. Dinge verändern. Und wenn es nur meine Körperposition ist.

Ich dehne mich also. Pseudoyoga. So stocksteif mich das fehlende Dehntraining gemacht hat (ich hab's schleifen lassen), so überrascht bin ich, denn sofort erleichtern und befreien mich die Zugbewegungen.

Dann setzte ich mich in einen Schneidersitz. Noch eine Überraschung, weil mit das durch dir leichte Schräge des Ufers trotz meiner verqueren Hüftstellung so leicht fällt.

*Jeden Tag die Verbundenheit zur geistigen Welt stärken und Lebensfreude für mich visualisieren*, dass ich das tun soll, geisterte mir schon lange durch den Kopf. Ich machte es, hörte wieder damit auf, fing wieder damit an.

Heute mache ich damit weiter, fühle meinen Körper augenblicklich - spüre sehr viel mehr Stärke in mir als ich es dachte.

Das fühlt sich gut an, so gut wie die Energie, die überall ist und für mich greifbar wird, sobald ich mich darauf konzentriere.

Die Energie sammelt sich in meinen Händen, strömt in mich hinein, durch mich und auch zu den anderen Menschen und Lebewesen, die ich in diesem Trance-Healing miteinbeziehe.

Tätowierte Frauenbeine mit Sand und Matsch verschmiert und den Füßen im Flusswasser als Symbol für Erdung, Getragen-sein und Kraftsammeln. Dazu die Worte: little by little: wenn du das liest, gib deine Träume nicht auf!
Sonnenuntergang an der Rhône in Frankreich mit Schilf im Vordergrund als Symbol für Zuversicht mit dem Text: little by little - manche Wege dauern laenger
Sand mit Tier- und Menschenspuren als Symbol für Lebendigkeit und Bewegung und Halt mit dem text: little by little -

 

Perspektive, Zuversicht und Lebensträume

45 Minuten später finde ich zwischen den ausgewaschenen Tönen des Ufers eine milde Ruhe.

Meine Perspektive schwappt in mich zurück. Zaghaft, dann in immer größeren Wellen. Ich stehe auf und steige vom verdorrten Grasplateau in den Sand hinab und ins Wasser.

Wolken des Sandes wirbeln um meine Füße. Wie die Wellen meiner Zuversicht haben sie keine klare Form und sind doch wunderschön anzuschauen.

Ich taste nach einer Form in meinem Kopf, die klar ist. und stelle fest, dass ich noch immer will, was ich immer wollte:

Schriftstellerin und Künstlerin sein: Die Freiheit zu schreiben, zu malen, möglichst oft unter freiem Himmel und am Wasser zu sein.

Ich will noch immer, meinen Teil zu einer besseren Welt beitragen: Menschen energetisch, psychologisch und mit meiner Schriftstellerei und Kunst dabei unterstützen zu blühen, ihren Weg zu gehen, ihren Wert in ihrer Einzigartigkeit (die wir oft als bedrohliche Andersartigkeit erleben) zu erkennen.

Ich will der Wind in den Segeln ihrer Träume sein, wenn sie im Leben feststecken und gerade keinen eigenen Wind erzeugen können.

Und da bin ich wieder, inmitten der Peripherie meiner Träume. Spüre, atme und lebe sie, immer wieder ein Stückchen mehr.

Der Fluss umspielt mich, Fische blitzen an mir vorbei, der warme Wind riecht bereits nach Herbst. Das Leben ist schön.

Tage später, spüre ich diesen Moment weiter in mir. Habe wieder die Kraft weiter meinem Seelenglück zu folgen: little by little.

Und du?

 

Bildquelle Titelbild: Collage erstellt mit Canva/Foto Brad Helmink via Unsplash

Galerie-Fotos: Collage mit Canva/Fotos privat

Emotionale Erschöpfung überwinden: Erste Schritte zurück in die Kraft – ein Erfahrungsbericht

Ein sprudelnder Bachlauf inmitten grüner Hügel und Felsen als Symbol für die Überwindung von emotionaler Erschöpfung, dazu der Text: aus der emotionalen Erschöpfung in die Kraft

Zurück in deine Stärke: Was tun, um deine emotionale Erschöpfung zu überwinden

Fühlst du dich emotional erschöpft und suchst nach einem Weg zurück in deine Kraft? In der Blogreihe zum Thema "Aus der emotionalen Erschöpfung in deine Kraft", findest du meine persönliche Erfahrung* (Teil 1: den liest du gerade und Teil 2) und 7 Impulse, die helfen können, deine eigene emotionale Erschöpfung zu überwinden. (Folgeposts: noch in der Mache).

Erfahre in diesem Blogartikel, wie ich erste Schritte aus meiner emotionalen Erschöpfung geschafft und meine innere Balance wiedergefunden habe. Entdecke, wie dabei das Vertrauen in die Impulse des Lebens eine entscheidende Rolle spielte.

Hinweis: Die emotionale Erschöpfung, von der ich in diesem Artikel spreche, empfinde ich als Vorstufe zu einem Burnout (das ich in meinem früheren Leben bereits durchlebt habe, daher die subjektive Abgrenzung) – bereits Vorstufen des Burnouts sind unbedingt ernst zu nehmen. Bitte beachte hierbei den nachstehenden Disclaimer.

Und noch ein Hinweis: Das Thema Burnout wird oft im beruflichen Kontext thematisiert, ein Burnout aufgrund privater Belastungen ist jedoch genauso möglich.

*Warum ein Erfahrungsbericht?  Weil du nicht allein bist!

Disclaimer: Die folgenden Informationen dienen lediglich als Impulse und ersetzen nicht die professionelle Beratung und Behandlung durch qualifizierte Fachkräfte.

Wenn du dich in einer ähnlichen Situation befindest wie hier beschrieben, ist es von entscheidender Bedeutung, dass du auf dich und deine Bedürfnisse achtest.

Die Warnsignale (ein Artikel hierzu folgt, informiere dich  bis dahin z. B. im Internet über seriöse Quellen, die von qualifizierten Fachkräften und medizinischen Experten verfasst wurden) ernst zu nehmen und frühzeitig Unterstützung zu suchen, kann einen bedeutenden Unterschied machen.

Ein Burnout ist eine ernsthafte Erkrankung, die individuell unterschiedlich verläuft. Es wird dringend empfohlen, bei Verdacht auf einen Burnout, eine Burnout-Vorstufe oder bei psychischen Belastungen unverzüglich einen Arzt, Therapeuten oder andere professionelle Hilfe aufzusuchen.

Jegliche Handlungen oder Entscheidungen, die aufgrund der in diesem Artikel enthaltenen Informationen getroffen werden, liegen in der eigenen Verantwortung des Lesers/der Leserin.

Die Autorin dieses Artikels übernimmt keine Haftung für direkte oder indirekte Schäden oder Konsequenzen, die durch die Anwendung der hier präsentierten Inhalte entstehen könnten.

 

Das Dilemma des Burnouts: Zwischen dem Wunsch nach Veränderung und müder Lähmung

Die emotionale Erschöpfung hat sich wie eine unsichtbare Last in mein Leben geschlichen. Zermürbende Situationen, die einzeln betrachtet tragbar schienen, haben mich insgesamt und über eine lange Zeitspanne hinweg zu viel Kraft gekostet.

Auf einmal bin ich ausgebrannt und finde ich mich in einem Dilemma: Die Umstände, die meine Kräfte rauben, erscheinen momentan nur begrenzt veränderbar. Die Situationen oder Aspekte, die ich ändern könnte, bergen das Risiko einer bitteren Konsequenz, die zu tragen sich nicht richtig für mich anfühlt, während das Ausharren eben die Kraft erfordert, die mir momentan fehlt.

Um diese Kraft zurückzugewinnen, durch Ressourcenarbeit und Erholung, bräuchte ich wiederum die Kraft, meine Erschöpfungslähmung zu durchbrechen. Doch durch diese Lähmung sind selbst meine geliebten Hobbys und Tätigkeiten, die mir normalerweise Freude bereiten und Energie spenden, aus meiner Reichweite gerutscht.

 

Ressourcen finden trotz emotionaler Erschöpfung: Die Herausforderung einer Selbstversorgung

"Sein Glück kommt nicht von außen, sein Glück steigt in ihm selbst auf" - Osho*2

Dieses Zitat und Aussagen wie "Finde deine Kraft und Ressourcen in dir, sonst wirst du abhängig" schwingen wie ein Damoklesschwert über mir.

In mir finde ich aktuell nämlich nur noch die verzweifelte Überzeugung, dass das, was ich jetzt brauche, nun mal im Außen liegt: Am liebsten würde ich mit dem Menschen, den ich liebe, ein Hotelzimmer buchen und für mehrere Tage in weichen Kissen, Decken und Zärtlichkeit abtauchen.

Aber finanziell ist dies im Moment nicht möglich, und er kann nicht mit mir dem Alltag entfliehen, um dieser Erschöpfung zu entkommen. Urlaub – dieses Wort klingt wie ein ferner Traum.

"Wir werden gemeinsam wegfahren, warte noch ein wenig ab", versichert mein Liebster mir und ich seufze.

Immer wieder überlege ich mir Lösungen, nur um festzustellen, dass das Opfer, das ihre Umsetzung bedarf, zu groß ist für mich. Nachts kreisen meine Gedanken weiter, während mein Nervensystem ruhelos pocht, sodass ich nicht einschlafen kann und nur noch müder werde. Nicht nur müder: Ich verliere mehr und mehr meine Klarheit und meine Fähigkeit, neue Ideen zu erschaffen.

 

Auswege aus dem Sumpf der müden Verzweiflung: Was kann helfen, um ein Burnout zu überwinden?

Wenn Emotionen wie Flüssigkeit sind, dann gleicht meine emotionale Erschöpfung einem vertrockneten Extrakt. Klebrig, zäh und nur schwer von der Stelle zu bewegen, umhüllt diese Substanz meine Energie und meine Seelenweisheit.

Doch genau diese brauche ich jetzt, um einen Ausweg aus diesem Sumpf der müden Verzweiflung zu finden.
Kann ich der Erschöpfung entkommen, ohne jenes Opfer zu bringen? Nein, denn der Verlust dessen, was ich aufgeben müsste, um mir nur „womöglich“ Erleichterung zu verschaffen, würde mir den Atem nehmen.

Muss ich also die saugende Schwere ertragen, bis sich die Herausforderungen von selbst lösen? Wird das denn passieren? Kann ich all das noch weiter aushalten? Immerhin sind bereits Monate vergangen, in denen an meinen Kräften gezehrt wurde.

Ich will, ich brauche es, dass die Müdigkeit – und ihre Ursachen – endlich aufhören.
Also suche mir professionelle Unterstützung, aber nach den ersten zwei Versuchen, die mich nicht wirklich weiterbringen, ist auch mein Geld dafür erschöpft, und ich werde noch müder.

„Hier eine Erinnerung: Hast du schon einmal darüber nachgedacht, deine eigene energetische und mediale Arbeit zu nutzen?“, schlägt mein Gehirn in einem wachen Moment vor.

Stimmt, ich predige, dass wir unser Unterbewusstsein darauf ausrichten können, sich wieder für Lösungen zu öffnen. Dass unsere Seele, alles Wissen ins sich trägt – oder zumindest wirklich viel davon und sie nur darauf wartet, dass wir uns mit ihrer Weisheit verbinden. Nicht zu vergessen von den medialen Impulsen, mit denen ich beruflich arbeite.

Ob die Lösungen aus meinem Inneren kommen oder aus dem umgebenden Feld, dem wir alle angehören, spielt letztendlich keine Rolle. Nur nutzen sollte ich sie. Manchmal vergesse ich diese Ressource, vielleicht eine Form der Selbstsabotage. So oder so:
Sobald ich mich daran erinnere, dass ich meine innere Führung um Hilfe bitten kann, tue ich es.

 

Die Kraft der Intuition: Innere Bilder und die Sprache des Körpers

Bald darauf erscheinen Bilder in meinem Kopf. Ich sehe mich Teig walken und Ton kneten. Ich spüre, wie meine Handflächen Erde berühren und meine Füße sich im Sand vergraben. Und ohne diese Dinge wirklich zu tun, weiß ich, sie werden die harte Kruste in mir wieder mit Flüssigkeit nähren und in Bewegung versetzen.

Ich bin also immer noch mit dem Teil in mir verbunden, den ich meine Seele nenne, obwohl diese Verbindung unter der Erschöpfung begraben wird. Aber meine Seelenkraft ist stark, lässt ihr Licht in die Verkrustungen strömen, um sie zu durchbrechen.

Wie oft spricht meine Seele durch meinen Körper und Geist mit mir, in diesem Fall: Meine Haut schreit nach Berührung und Austausch. Und da ich den Menschen, den ich liebe, nicht 24 Stunden am Tag um diese Berührung bitten kann, zeigt sie mir, wie ich die Berührung auf andere Weise erfahren kann.

Sie zeigt mir einen Boden, in den meine Erschöpfung abfließen kann, und aus dem ich mineralisierte Energie schöpfen kann.

Sie zeigt mir warmen Sonnenschein, der meiner Seele wieder Kraft einhaucht. Sonne kann ich wirklich gebrauchen, der Winter war lang, und sogar jetzt im Frühjahr ist es noch ungewöhnlich kalt.

 

Die Herausforderung der Schwäche meistern: kleine Schritte in die Stärkung

Trotz der Impulse schaffe ich es nicht, Ton zu kaufen, geschweige denn ein Moor aufzusuchen. Mir gelingt es gerade einmal, die kalte Erde vor meiner Haustür zu berühren, und sofort sehe ich wieder Sand und warmen Schlamm.

Schließlich ergibt es sich, dass ich meinem Freund bei einem Kurztrip begleiten kann. Ich erwarte mir nicht viel. Er möchte zu einem Fluss, dessen Umgebung ich bei unserem letzten Besuch nicht besonders mochte, denn dort herrschte eine Fülle menschlicher Unachtsamkeit: Plastiktüten, Lebensmittelverpackungen, Zigarettenstummel und kaputte Glasflaschen zwischen Pappeln und Wiesen und ein ständiger Lärmteppich, der den Rest der Natur dämpfte.

Andererseits fühle ich mich zu schwach, um eine bessere, für uns beide passende Alternative vorzuschlagen. Und immerhin wird der Ortswechsel für Bewegung also Veränderung sorgen. Und Veränderung ist nötig.

 

Ein unerwarteter Ort der Erleichterung: Wenn das Leben unser Glück schmiedet

Doch als wir am Ufer ankommen, an dem wir die nächsten Tage verbringen werden, erlebe ich erneut, dass nicht immer nur wir selbst die Schmiede unseres Glücks sind.

Manchmal schmiedet das Leben das Glück für uns, selbst dann, wenn wir nicht alles geben – oder wenn wir glauben, es bräuchte mehr, als das, was wir gerade tun. Natürlich hat Osho irgendwie recht: Am Ende liegt das Glück in uns. Doch hilft das Außen als Spiegel und Anstoß, um es wieder zu entdecken.

 

Hinweis: Sprüche wie "Wir sind unseres Glückes Schmied" oder "Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg" können Mut machen und uns bestärken, aber sie können auch Selbstablehnung und Abwertung auslösen. Warum? Weil sie unterschiedliche Ausgangssituationen wie strukturelle Rahmenbedingungen und gesundheitliche Dispositionen des einzelnen Menschen ausblenden.

Es gibt viele Dinge, die wir beeinflussen können, aber auch viele, die außerhalb unserer Kontrolle liegen.

Deshalb: Wenn du jemanden siehst, der etwas erreicht hat, was du auch anstrebst, dann kann das eine wertvolle Inspiration sein.

Halte dir jedoch immer vor Augen, dass du deine eigene Ausgangssituation hast, und deshalb wird nicht alles genauso ablaufen. Jeder Schritt, den du machst, sollte auf deine eigenen Möglichkeiten und Bedingungen abgestimmt sein.

Und trotzdem möchte ich dir an dieser Stelle Mut machen, das, wonach du dich sehnst und was du bei einem anderen/einer anderen siehst, als Möglichkeit und Hoffnungsträger zu empfinden, dafür, dass auch du deine Freude finden kannst.

 

Der Flussabschnitt hier ist wunderschön. Die Natur ist sauber, der Himmel weit, das Wasser von einem wohltuenden Grün. Ich komme in meiner Sehnsucht an, die so anders aussieht, als ich es geglaubt hatte.

Ich dachte, ich bräuchte eine Sandbank oder ein schmatzendes Moor, das den Sumpf der Erschöpfung in mir verschluckt, aber die vereinzelten Flecken aus sandiger Erde zwischen dem Gras reichen aus, um ein freudiges Prickeln in meiner Haut auszulösen.

Sofort bekomme ich wieder Bilder: Ich sehe, wie ich meine Stiefel von den Füßen kicke, meine Socken fortlupfe und meine nackten Zehen in den Boden bohre.
Hier, Kilometer von Zuhause entfernt, ist es wärmer, aber doch noch zu kalt, als dass ich barfuß sein möchte.

Schwere Wolken hängen am Himmel, und schon regnet es. Ich spüre, dass hinter den prallen Schleiern die Sonne wartet und verspreche mir, meinem inneren Bild diesmal zu folgen. Sobald es warm wird.

Bis dahin nähren mich das Klopfen des Regens auf dem großen Schirm über unserem Lager und die Nähe meines Partners. Ein Teil der Erschöpfung weicht, und die klebrig-vertrocknete Substanz meiner Emotionen beginnt sich zu regenerieren.

 

Die Kraft der Natur: Wie der Kontakt mit unserer Erde Heilung und Erholung bringt

Ich warte, warte, bis die Sonne die Kälte und den süßen Regen vertreibt, und schon stehe ich barfuß auf dem feuchten Boden. Auf einmal ist es Sommer. Was für ein Geschenk, wenn ich an die winterlichen Temperaturen Zuhause denke.

Ich stoße meine Zehen in die weiche Erde, sauge die warmen Berührungen und ihre Energien auf. Die Schwere, die mein Kopf so lange belastet hat, löst sich allmählich auf. Es ist, als ob der Boden mir neue Kraft schenkt und meine Erschöpfung gleichzeitig abfließt.

Mit einem Eimer in der Hand begebe ich mich zum Flussufer, um Wasser zu holen und meine Füße später zu waschen. Der Weg dorthin ist schlammig, und ich gleite auf den Erdbrocken aus, die vom Ufer in den Fluss gebrochen sind. Doch statt mich zu ärgern, entdecke ich, dass ich in ihnen mit meinen Händen und Knien ein bisschen versinken kann – sowie in dem Moor, das ich mir erträumt hatte.

 

Achtsamkeit üben: Bewusst-da-sein und Energie tanken

Schließlich setze ich mich – noch immer mit dreckigen Füßen – auf meinen Campingstuhl und lasse meinen Blick erneut über die grüne Pracht schweifen. Mein Herz wird leicht.

Wiesen-Rispengräser, Wolliges Honiggras, Wiesen-Lieschgras und Goldhafer wiegen sich sachte im Wind. Hier und da schmiegen sich Breitwegerich-Rosetten und Spitzwegerich-Zungen zwischen die Gräser. Vor uns bricht der Boden ab, hinein in das grüne Wasser des Flusses.

Hinter uns reicht ein Lupinenfeld bis zum Damm, auf dem sich allerlei Sträucher in weiteren Grüntönen tummeln. Eine Grasstraße führt dorthin. Breitblättriger Klee birst an ihren Rändern in hohen Wellen hervor und ergießt sich in immer kürzeren Ständen über den Weg, bis er nur noch als bodennahe Gischt mit winzigen Blättern wächst.

Alles ist grün, bis auf die Regenperlen, die zwischen all dem wie silbrig-weise Lichter funkeln, und dem Himmel, der trotz des Regens mehr blau als grau schimmert. Das Grün atmet meine Erschöpfung ein und verstoffwechselt die Schwere endgültig in ein Gefühl des Getragenwerdens.

Das Dilemma hat seine Unauswegsamkeit verloren, es beginnt sich aufzulösen. In den nächsten Nächten schlafe ich und erhasche trotzdem einen Tanz unter der riesigen Scheibe des Vollmondes.

Ich weiß, dass die Erschöpfung noch nicht endgültig besiegt ist, aber der Boden in mir, ihr zu begegnen, hat sich gesetzt, und ich habe wieder Ideen, wie ich mit den erschöpfenden Situationen umgehen und sie in Wohlwollen formen kann.

 

Besonders in einem Burnout und Burnout-Vorstufen ist es in vielen Fällen wichtig, vom "Tun" wegzukommen, Stille zu finden und Grenzen zu setzen oder sie überhaupt erst wieder zu erspüren.

Erlaube dir, dich innerhalb deiner Möglichkeiten um dich zu kümmern, anstatt den Erwartungen anderer oder einem hohen Selbstanspruch gerecht werden zu wollen. Dadurch befreist du dich vom kräftezehrenden Druck und kannst dich besser darauf konzentrieren, was du wirklich beeinflussen kannst.

Erkenne, dass deine Ressourcen variieren. Manchmal ist es in Ordnung, zu wissen, was dir guttut, es aber trotzdem nicht zu tun. Dabei ist mir wichtig zu betonen, dass dies keineswegs eine Ausrede ist, den leichteren Weg zu wählen. Es erfordert vielmehr eine ehrliche Abwägung und eine Förderung deines Bewusstseins für dich selbst.

Gleichzeitig ist es von unschätzbarem Wert, Vertrauen in die Tatsache zu setzen, dass du auf deinem Lebensweg nicht allein bist. Das Leben hält mitunter auf wunderbare Weise genau das bereit, was du tief in deinem Innersten benötigst. Im kommenden Blogartikel erfährst du, wie du mithilfe der Natur dieses Urvertrauen stärken kannst.

*2Zitiatquelle: Philosophia Perennis, Vol. 1, Talk #5 via https://www.osho.com/de/deutsche-zitate/osho-zitate-glueck am 19.07.2023) 

Bildquelle Titelbild: Collage erstellt mit Canva/Foto Alexandra Sellick via Pexels